Restaurierung und Konservierung für Musikinstrumente, Möbel und Holzobjekte

Beispiele Restaurierung & Konservierung

Nachtschränkchen, um 1840.

Ein nussbaumfurniertes Nachtschränkchen aus der Spätzeit des Biedermeiers glich beim Eintreffen in der Restaurierungswerkstatt eher einer Ruine. Mehrere Einzelteile waren vom Korpus gelöst (eine Sockelblende, gedrechselter Fuß) oder gar ganz verloren gegangen (zwei der Füße und die Furnierung von drei der Sockelblenden).

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Jedoch blieben durch die überkommenen Bauteile genügend Informationen für den eigentlichen Aufbau des Möbels und damit für eine Rekonstruktion von Verlorengegangenem erhalten.
Gegenübergestellte Fotos von Vor- und im Nachzustand des kleinen Schränkchens dokumentieren ein wenig den Restaurierungsprozess bei diesem Möbel.




 

Zwei kleine Musikanten

Es waren einmal zwei kleine Musikanten, die vermutlich vor über 60 Jahren im Erzgebirge aus Holz gedrechselt wurden. Im Laufe der sehr langen Zeit – denn sie hatten bestimmt viele Abenteuer erlebt – ist ihnen im wahrsten Sinne des Wortes einiges zugestoßen und leider auch abhanden gekommen:

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der eine, etwas größere der beiden, der besonders immer gern saß, beklagte, dass ihm der linke Arm abgefallen war und leider hatten frühere Klebeversuche ihm auch nicht helfen können – der Klebstoff hatte nicht gehalten dafür aber bräunliche Kleckse auf seinem Hemd aus Lackfarbe hinterlassen. Aber naja, überhaupt hatte seine Garderobe schon auch einige Löcher an Bauch und Brust, unter den Armen und teilweise am Rücken und am Knie war die Lackfarbe abgeplatzt, dass man bis auf den hölzernen Leib gucken konnte. Es fehlte sogar der kleinen Blume, die auf seiner Brust das Hemd zierte, ein Blütenblatt … oder besser ein Farbtupfer. Das Schlimmste aber war, dass er sein Instrument verloren hatte und nun niemand mehr weiß, ob es eine Gitarre oder eine kleine Bassgeige war. Darüber war der kleine Musikant so schockiert, dass er immerzu merkwürdig die Arme hielt – eben als ob er eine Gitarre oder Bassgeige spielen wollte …
Der andere, stets stehende Musikant, etwas kleiner von Statur als der andere, hatte vor dem Bauch eine Ziehharmonika hängen und auf dem Rücken einen prallvollen Rucksack. Jedoch wie wollte er seine Quetschkommode spielen? Waren doch auch ihm der eine Arm in zwei Teilen abgefallen und der andere sogar ganz verloren gegangen. Und wie wollte er den Takt schlagen, denn seine linke Schuhspitze muss irgendwo auf dem langen Marsch liegengeblieben sein.

Aber vielleicht hatten die beiden Musikanten doch ein bisschen Glück, denn eines Tages kamen Sie auf ihrem Weg in meiner Restaurierungswerkstatt vorbei. Wir sprachen ein wenig miteinander und bald stellte sich heraus, das sie mit ihrem derart zerzausten Zustand gar nicht einverstanden waren.

Ja, was soll ich sagen, bald konnte ich den beiden helfen. Die gelösten Arme konnte ich wieder anleimen, nachdem ich die alten Klebstoffreste entfernt hatte. Der Akkordeonist bekam einen neuen Arm und eine neue Schuhspitze – geschnitzt aus gutem Buchenholz. Die Löcher in der Kleidung wurden auch wieder geflickt – mit einem Kreidegrund und Retuschen in Aquarell- und Ölfarben. Mastixfirniss sorgt seitdem für ein bisschen Glanz auf den Flicken.

Tja, der größere Musikant konnte mir leider nicht sagen, was er denn nun für ein Instrument spielte Sein kleiner hölzerner Kopf hat es wohl vergessen. Wenn er nur nicht so merkwürdig die Arme hielte. … Aber so konnte ich ihm auch leider keinen Ersatz anbieten, schade …

Aber der Akkordeonist war richtig glücklich, sein neuer Arm spielte auf dem Akkordeon fast wie von selbst.
Lange noch hatte ich seine Musik im Ohr, als die beiden Musikanten schon längst restauriert weiter gezogen waren.



 

Lyraflügel J.C. Schleip, Berlin

Im frühen 19. Jahrhundert mehrte sich im Klavierbau die Konstruktionsvielfalt. Zu den Hammerflügeln und Tafelklavieren gesellten sich Instrumente deren Saiten nicht horizontal sondern vertikal gespannt wurden. Ein Beispiel ist dieser aufrechte Flügel in Form einer Lyra des Berliner Klavierbauers Johann Christian Schleip. In dessen Werkstatt dürfte das Instrument um 1825 entstanden sein. Neben der außergewöhnlichen Form besticht dieser Flügel Schleips äußerlich besonders durch seine exquisite Furnierung mit Mahagoni.

Bei der Übernahme zur Restaurierung war der Flügel in einem relativ stabilen aber nicht bespielbaren Zustand.

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Außen unterschieden sich die Schäden kaum von einem Möbel. Es waren wenige Furnierausbrüche zu verzeichnen, der Überzug war durch gebundenen Staub verschmutzt (in der Vergangenheit wurde die Oberfläche wohl erheblich mit Pflegeprodukten behandelt, deren Reste Staub binden) aber sonst in erfreulich gutem Zustand ohne Trübungen, Craquelés und Krepierungen.

Im Inneren des Instruments warteten dicke Staubschichten darauf von einem fleißigen Restaurator entfernt zu werden. Zudem hatten sich viele Stockflecken auf der unversiegelten Holzoberfläche etabliert.

Die Mechanik war auch vor der Restaurierung in einem recht guten und vollständigen Zustand, die Besaitung war komplett. Der Resonanzboden zeigte wenige Risse.

Deutlich gravierender war ein klimabedingter Schaden (Schwundriss) bzw. dessen Reparaturversuch (Schwalbenschwanzverbindungen) zu früherer Zeit an „Anhangstock“ (ein massives hölzernes Bauteil, an dem die Besaitung angehängt ist und damit großen Zugkräften standhalten muss) und Rastkonstruktion des Lyraflügels. Mit derartiger Beschädigung an einem wesentlichen Bauteil war ein ernsthaftes Musizieren mit dem Flügel nicht mehr möglich, da davon ausgegangen werden konnte, dass das Instrument nicht mehr stimmhaltig war.

Das Restaurierungs- und Konservierungskonzept für den Lyraflügel sah vor, dass das Instrument äußerlich ähnlich einem Möbel restauriert werden sollte. Demnach wurden Fehlstellen ergänzt und der Überzug wässrig gereinigt. Hierbei zeigt sich, dass bei einer vorangegangenen Aufarbeitung der Überzug an wenigen Stellen abgetragen wurde (um Kittungen zu verputzen). Diese Fehlstellen im Oberflächenüberzug wurden durch eine leichte Politur mit mikrokristallinem Wachs geschlossen.

Im Inneren hingegen wurde auf eine Restaurierung mit der Ziel der Wiederspielbarmachung verzichtet (natürlich mit dem Einverständnis des Eigentümers, der anfänglich diesen Wunsch geäußert hatte). Eine derartige Restaurierung hätte es nötig gehabt, den o.g. originalen Anhangstock bzw. den originalen Rastbalken gegen einen neuen auszutauschen. Dies wäre aber ein erheblicher Eingriff in das Gesamtgefüge des Flügels gewesen, bei dem – wenn auch defekte – Originalsubstanz verloren gegangen wäre. Der Eigentümer folgte meiner Argumentation, das eine Spielbarmachung nur sinnvoll wäre, wenn das Instrument auch künftig permanent gewartet würde und vor allem wenn nur für ein historisches Musikinstrument sensibilisierte Musiker darauf spielten.

Somit konzentrierte sich die Konservierung im Innern des Instruments auf die trockene Oberflächenreinigung und auf die Desinfektion der Oberflächen mit einem Alkohol-Wasseraerosol wegen der Stockflecken.

Nach Beendigung sämtlicher Arbeiten ist der Lyraflügel von Johann Christian Schleip nun wieder als Blickfang in einem halböffentlichen Raum zu bewundern. Aus konservatorischen Gründen wurde für die offen präsentierte Klaviatur eine Abdeckung aus farblosem Plexiglas® angefertigt. Der Eigentümer folgte auch dem Rat, das Instrument auf ein kleines (etwa 7 cm hohes) Podest zu stellen.

Lyraflügel J.C. Schleip, Berlin. Unterblick. Durch eine Reparatur sollten die eingesetzten
Schwalbenschwänze den Anhangstock zusätzlich zur Leimung an die Rastkonstruktion fixieren.
In der Folge musste dann aber der Rastbalken bedingt durch ungünstige Klimasituationen reißen.

 

Lyraflügel J.C. Schleip, Berlin. Diskantseite, nach Ausbau der Mechanik.
Zustand vor der Konservierung, Staubauflagen und Stockflecken im Innern.

 

Lyraflügel J.C. Schleip, Berlin. Zustand vor der Restaurierung. Furnierfehlstelle mit alter
Kittung und fehlende Schlüsselbuchse an der Schlossleiste des Lyraflügels.

 

Lyraflügel J.C. Schleip, Berlin. Zustand während der Restaurierung. Anstelle der alten
Kittung wurde ein Stück Mahagonifurnier eingepasst, dass jedoch noch neutral retuschiert
werden musste. Auch eine schlichte Schlüsselbuchse aus Messing wurde ergänzt.

 

Lyraflügel J.C. Schleip, Berlin. Vorderer Tatzenfuß, Zustand vor der Restaurierung,
Oberflächenverschmutzungen und Abnutzungen am Überzug.

 

Lyraflügel J.C. Schleip, Berlin. Vorderer Tatzenfuß, Zustand nach der Restaurierung.
Gereinigte Oberflächen und partielle Politur mit mikrokristallinem Wachs zum Schutz
der abgenutzten Stellen und zur Harmonisierung des Oberflächenglanzes.

 

Lyraflügel J.C. Schleip, Berlin. Klaviatur, Zustand nach der Restaurierung.
Zum Schutz der Klaviatur bzw. der Mechanik vor unbefugtem Bespielen wurde eine
Abdeckung aus Plexiglas® angefertigt.

 

Biedermeierschrank, deutsch, um 1835, Nussbaumfurnierung in Kreuzfuge

Dieser zierliche Biedermeierschrank aus der Zeit um 1835 mit schöner, in Kreuzfuge gelegter Nussbaumfurnierung machte zuerst einen etwas traurigen Eindruck. Über Jahre fristete er wohl unbeachtet sein Dasein. Und dennoch hatte er damit vielleicht Glück, denn die Grundsubstanz des Möbels war erstaunlich gut erhalten und bis auf weniges vollständig.

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An manchen Stellen vor allem an der Front wurden kleine Fehlstellen in der Furnierung und am Massivholz mit Nussbaumsägefurnier bzw. massivem Nussbaumholz ergänzt und die vormaligen Lücken geschlossen. Nach den Holzarbeiten wurde auf die äußere hölzerne Oberfläche ein neuer Überzug aus Schellack durch eine Politur mit dem Handballen aufgebracht. Durch eine Politur ohne Zuhilfenahme von Polieröl (einem Hilfsmittel, das ein längeres Verweilen mit dem Ballen auf der Fläche ermöglicht) kann mit Schellack auch – wie bei diesem Schrank – ein dezent glänzender Überzug erzielt werden.

Biedermeierschrank, Türen während der Restaurierung, d.h. nach Abschluss der
Ergänzungen und vor der Erneuerung der Politur.

Biedermeierschrank, Frontansicht nach der Restaurierung

 

Violinbogen (Nachbau von KHM / SAM 712, Ostösterreich, vor 1725)

Zuweilen werden in der Restaurierung und besonders bei der Restaurierung alter Musikinstrumente Teile oder ganze Instrumente als Kopie nachgebaut, um das Original vor unnötigen Restaurierungsarbeiten und den Stress, der durch die Bespielung hervorgerufen wird, zu schützen.

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Der oben gezeigte Violinbogen ist ein Nachbau eines Bogens aus Ostösterreich. „Es handelt sich bei der [originalen (Anmerkung M.K.)] Stange um einen Fund, der 1982 anläßlich von Umbauarbeiten in der Pfarrkirche St. Martin in Klosterneuburg, Niederösterreich, erfolgte. Der Bogen befand sich in der Schüttung des Bodens der Orgelempore. Auf Grund der Baugeschichte muß der Bogen zwischen 1683 und 1725 in die Schüttung gelangt sein.“ (Zitat aus: Rudolf Hopfner: Streichbogen. Katalog. Sammlung alter Musikinstrumente und Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. KHM Wien / Tutzing (Hans Schneider), 1998. Seite 73)

Sowohl die originale Bogenstange, die im Kunsthistorischen Museum Wien aufbewahrt wird, als auch die hier gezeigte ist aus Lärchenholz gefertigt. In Anlehnung an die originale Stange wurde die nachgebaute mit Walnussschale braun gebeizt, danach mit einem schwarz pigmentierten Körnerlack lackiert und schließlich mit reinem Körnerlack poliert.
Der Steckfrosch ist im Original nicht erhalten. Für den Nachbau musste sich dafür an passende Beispiele aus der Zeit orientiert werden. In sehr schönem Kontrast steht nun der helle Steckfrosch aus Buchssbaumholz zu der schwarzbraunen Farbe der Stange.

barocker Violinbogen, Nachbau

nachgebauter barocker Violinbogen, Spitze.

nachgebauter barocker Violinbogen, Steckfrosch aus Buchsbaum

 

Trio for Tea – Restaurierung von drei englischen tea caddies aus der Zeit kurz nach 1800

Kurz nacheinander versammelten sich drei englische Teedosen, sogenannte tea caddies, zur Restaurierung. Die Form und Austattung ist dabei sehr variantenreich, wie sich schon im Kleinen hier sehen läßt.

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Zunächst ist da eines in streng rechteckiger Form mit flächigem Palisander als Furnier. Akzente setzen hier beim Äußeren ein cross banding aus Palisander und ein umlaufendes Furnierband aus einem hellen Maserholz. Als Einfassung für die verschiedenen Furnierflächen dienen helle und dunkle Furnieradern (ev. Buchsbaum und ev. Ebenholz). Im Innern finden sich drei Fächer: Die äußeren Teebehältnisse mit je einem Deckel aus Mahagoni und einem kleinen Beinknopf als Handhabe und das mittlere Fach, in dem ehemals die mixing bowl (ein Glasbecher zum Mischen unterschiedlicher Tees) ihren Platz hatte.
Die beiden anderen tea caddies folgen in ihrer äußeren Form einem Sarkophag. Das kleinere fällt durch seinen starken hell/dunkel-Kontrast auf. Dies ist durch die Furnierung der meisten Flächen mit hellem Holz (Ahorn oder Platane, bei englischen Antiquitäten oft durch den Begriff „sycamore“ vereinheitlicht) mit seinen charakteristischen, vielen breiten Spiegeln (Holzstrahlen) und dem dunklen Palisander und Ebenholz für die abgeschrägten Flächen des Deckels, die Adern und das zentrale, rautenförmige Schlüsselschild bedingt. Die kleineren Dimensionen dieses Caddys ergeben sich durch das Hinweglassen der mixing bowl, sodass nur zwei Teefächer nebeneinander liegen. Beide Fächer sind noch mit einer alten Zinnfolie (Stanniol) ausgelegt und werden mit aufgelegten Deckeln aus Mahagoni verschlossen. Die vier vergoldeten Kugelfüßchen runden die Eleganz der Teedose ab.
Das dritte tea caddy folgt auch der Sarkophagform. Es ist flächig mit Mahagoni furniert; helle Furnieradern sorgen hier besonders an den Korpuskanten ebenso für eine Akzentuierung wie die beiden Beschläge: das (nach der Restaurierung deutlich sichtbar) feuervergoldete Schlüsselschild und die Handhabe auf dem Deckel. Im Inneren ist wieder die Dreiteilung mit zwei separat entnehmbaren Teebehältern links und rechts und dem mittigen Raum für die mixing bowl zu finden. Beide Deckel der Teebehälter sind fix mit diesen verbunden, ein kleines eingelassenes Scharnierband ermöglicht aber dennoch das Öffnen.

Obwohl aus unterschiedlichen Herkünften wiesen die drei Teedosen zusammen sehr ähnliche Zustände vor der Restaurierung auf: es fehlten kleine Partien in der Furnierung; an den hellen oder dunklen Adern ließen sich Fehlstellen erkennen; das insgesamt noch sehr dicke (d.h. es wurde in der Vergangenheit die Oberfläche nicht oder nur kaum bei einer Aufarbeitung geschliffen) Furnier war an einigen Stellen vom Blindholz gelöst. Bei dem oben zuerst beschriebenen caddy mit der Furnierung aus Palisander fehlte zudem die Halterung für die mixing bowl in dessen mittlerem Fach Die Überzüge waren größtenteils verschmutzt und krepiert. Die beiden sarkophagförmigen Caddies wurden in der Vorzeit vermutlich mit viel Wachs eingerieben, sodass bei dem hellen Caddy vergraute Krusten an den Flächenrändern durch zusätzliche Schmutzablagerung übrig blieben. Bei dem mahagonifurnierten Caddy war besonders das Schlüsselschild mit einer dicken Schicht aus einem lösungsmittellöslichen Bindemittel überzogen, sodass zunächst die flächige Vergoldung nicht zu erkennen war.

Die oben beschriebenen Schäden in der hölzernen Ausstattung der Caddies wurde behoben: gelöste Partien mit unterpritzem Glutinleim fixiert und Fehlstellen mit den entsprechenden Hölzern ergänzt. Da nicht genau nachvollzogen werden konnte, wie bei dem palisanderfurnierten caddy ehedem die Halterung für die mixing bowl ausgesehen haben könnte, wurde hier auf eine Rekonstruktion verzichtet.

An den beiden größeren Teedosen wurden im Inneren zum Teil neue Papierkaschierungen aufgezogen. So wurde beim Caddy mit der Palisanderfurnierung ein altes, blaues Papier gesichert (lose abstehende Bereiche wurden angeklebt) und Fehlstellen mit einem neuen, hellblauen Papier geschlossen. Bei dem sarkophagförmigen Caddy mit Mahagonifurnierung wurde im Innendeckel dagegen ein Handmarmorpapier neu aufkaschiert. Die Musterung und Farbgebung des neuen Papiers orientiert sich dabei an einem alten Marmorpapier, das den Raum für die mixing bowl auskleidet.

Während die beiden sarkophagförmigen Teedosen jeweils neu mit Schellack dezent glänzend poliert wurden (wobei das mahagonifurnierte als finish eine Politur mit einem Wachs/Harz-Gemisch bekam) erfolgte bei dem tea caddy mit der Palisanderfurnierung nach Abschluss der Holzarbeiten eine wässrige Reinigung des alten Überzugs, der dann mit wenig Schellack aufpoliert wurde. Das eben erwähnte Schlüsselschild konnte mit organischen Lösungsmitteln von seiner verschmutzenden Kruste befreit werden.

tea caddy mit Palisanderfurnierung, Zustand nach der Restaurierung

tea caddy mit Palisanderfurnierung, Zustand nach der Restaurierung

tea caddy mit Palisanderfurnierung, Zustand nach der Restaurierung, hellblaue Papierauskleidung am Innendeckel und Papierergänzungen im Fach für die mixing bowl

geöffnetes tea caddy mit Palisanderfurnierung, Zustand nach der Restaurierung, Papierergänzungen in den Teebehältern und im Fach für die mixing bowl

tea caddy mit Furnierung aus „sycamore“ und Palisander, Zustand nach der Restaurierung

tea caddy mit Furnierung aus „sycamore“ und Palisander, Zustand nach der Restaurierungsarbeit

tea caddy mit Furnierung aus „sycamore“ und Palisander, geöffnet, Zustand nach der Restaurierung

tea caddy in Sarkophagform mit Mahagonifurnier, Zustand nach der Restaurierungsarbeit

tea caddy in Sarkophagform mit Mahagonifurnier, Zustand nach der Restaurierungsarbeit

tea caddy in Sarkophagform mit Mahagonifurnier, geöffnet, Zustand nach der Restaurierung

tea caddy in Sarkophagform mit Mahagonifurnier, geöffnet, Zustand nach der Restaurierung. Das eingestellte Glas soll einen Eindruck vermitteln, wie das Gesamte mit einer mixing bowl ausgesehen haben könnte. Eine originale mixing bowl wäre so groß, dass sie eben grade in die entsprechende Aussparung im caddy gepasst hätte.

 

Spätbiedermeierlicher Polsterstuhl

Dieser einzelne Stuhl, vermutlich westdeutsch, um 1840 aus Nussbaum massiv und furniert auf Nadelholz gefertigt, stammt aus der Spätphase des Biedermeiers. Seit den 1830er Jahren werden die einst strengen Formen verspielter.

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Zierrat, wie hier in Form der geschnitzten Vorderbeine und des bildhauerisch gestalteten Mittelbretts in der Lehne nehmen zu. Schließlich gipfelt der Formenreichtum um die Jahrhundertmitte und danach in der Nachahmung historischer Stile, zum Teil in Vermischung mehrerer an einem Objekt.

Interessant in möbelbaugeschichtlicher Hinsicht ist bei dem Stuhl zu erwähnen, dass er zwar noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, aber an den Stuhlzargen bereits eine einheitlich sehr dünne Furnierung in Nussbaum aufweist. Dies könnte darauf hinweisen, dass hier bereits Schälfurnier verwendet wurde.
Furniere wurden in der Breite der Produktion bis weit ins 19. Jahrhundert durch das Aufsägen der Stämme hergestellt, wobei aber bei jedem Sägeschnitt zuviel Material in Form von Sägemehl verloren ging. Der finanzielle Verlust besonders bei der Herstellung von Furnieren aus teuren, überseeischen Hölzern ließ nach Alternativen bei der Furniererzeugung suchen. Eine erfolgreiche Idee war es, die Baumstämme mit Druck entlang eines sehr großen Messers rotieren zu lassen, sodass sich fortlaufend ein breiter Furnierspan abschält.
Hier ist einzuwenden, dass auch wesentlich ältere Möbel heute eine teils extrem dünne Furnierung aufweisen können. Dies liegt aber leider daran, dass diese Möbel in ihrer Vergangenheit bereits im Rahmen einer Aufarbeitung stark geschliffen wurden. Im Gegensatz zu obigem Stuhl mit seinem einheitlich dünnen Furnier weisen die Furnierungen dort oft in der Dicke starke Differenzen von nahezu papierdünn bis beinahe noch Originaldicke von etwa zwei bis drei Millimeter auf.
Daher ist bei einer fachgerechten Restaurierung das Schleifen der hölzernen Oberflächen (= Verlust von Originalsubstanz) immer zu unterlassen.

Zum Zustand des Polsterstuhls vor der Restaurierung lässt sich sagen, dass das Möbel in seiner Gesamtheit relativ stabil war. Die Leimverbindungen waren und sind auch nach langer Zeit noch fest. Eigentlich stand einer weiteren Nutzung nur das fehlende Polster im Weg. An der Vorderzarge waren wenige, aber dennoch stark ins Auge fallende Furnierausbrüche zu erkennen. Insgesamt wies der Stuhl einen unterschiedlich stark beanspruchten Lacküberzug mit Abplatzungen, Trübungen und leichten Verschmutzungen auf

Die Restaurierung sah vor, die Furnierschäden partiell zu ergänzen, den Überzug mit Schellack durch eine Handpolitur zu ersetzen sowie ein neues, adäquates Polster aufbringen zu lassen.

Spätbiedermeierlicher Polsterstuhl, Zustand vor der Restaurierung

Spätbiedermeierlicher Polsterstuhl, Zustand vor der Restaurierung, Detail der Rückenlehne mit ornamental geschnitztem Mittelbrett

Spätbiedermeierlicher Polsterstuhl, Zustand vor der Restaurierung, Detail der Vorderzarge mit Furnierausbrüchen an deren Unterkante

Spätbiedermeierlicher Polsterstuhl, Zustand vor der Restaurierung, Detail des rechten Vorderbeins, Trübungen und unterschiedliche Alterungen im Überzug

Spätbiedermeierlicher Polsterstuhl, Zustand nach der Restaurierung

 

Stuhlrohrgeflecht ergänzen

Gegenstand dieses Restaurierungsbeispiels ist nicht der Stuhl als solcher sondern dessen Geflecht aus Stuhlrohr.

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An einem Mahagonistuhl aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der auch künftig als Sitzmöbel im Gebrauch sein wird, waren Sitzfläche und Rückenlehne großflächig mit noch altem Stuhlrohr bespannt. Jedoch in der Fläche an der Lehne klaffte nahe am oberen Rahmenrand eine notizzettelgroße Fehlstelle im Geflecht. Eine herkömmliche Aufarbeitung wäre gewesen, die gesamte Fläche des Geflechts an der Rückenlehne zu erneuern. Die alternative Überlegung war hingegen, hier nur partiell zu arbeiten. Das heißt, an die Abrissenden jedes einzelnen alten Stuhlrohrfadens wurde mit einer geringen Überlappung ein neuer Faden ergänzend mit einem kaltflüssigen Glutinleim geklebt. Miteinander verflochten ergaben die ergänzten Fäden das bekannte Muster. Abschließend wurde die Ergänzung farblich an das umgebende alte Geflecht angepasst.
Die Möglichkeit der partiellen Ergänzung wurde hier als durchführbar erwogen, weil an der oberen Rückenlehne nicht von einer so starken Belastung ausgegangen werden konnte wie beispielsweise bei einer Sitzfläche.

 

partiell ergänztes Stuhlrohrgeflecht (innerhalb der gelb markierten Fläche) an einem
Stuhl aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts